Wirbelwind – der Velocity 50N2 von Outrage

In ROTOR 7/2010 stellten wir den Velocity 50 des damals noch recht unbekannten Herstellers Outrage vor. In der Zwischenzeit hat dieser es zu einem hohen Bekanntheitsgrad geschafft. Das Modell, mit dem man so richtig durchstartete, wurde nun einer Verjüngungskur unterzogen und soll, mit der Endung »N2« ausgestattet, an die Erfolge des Vorgängers anknüpfen.

Mein im Sommer 2010 aufgebauter Velocity 50 hat mir lange Zeit viel Freude bereitet – zuerst ganz »old school« mit dem sehr gut funktionierenden Paddelkopf und dann als Testträger für diverse Flybarless-Systeme. Als ich auf der Nürnberger Messe am Stand des deutschen Importeurs Acrowood den Nachfolger des robusten 50er sah, wurde kurzerhand ein Bausatz der ersten Serie geordert, um meine Flotte um einen neuen Alltags-50er zu ergänzen. Dabei fiel die Wahl zunächst auf die Paddel-Variante des Velocity 50N. Später sollte die Stabistange dann weichen und das Modell, dem Trend entsprechend, elektronisch stabilisiert werden.

Bausatz

Alle Teile des Velocity sind nach Baugruppen sortiert abgepackt. Im Wesentlichen handelt es sich dabei wie beim Vorgänger um gefräste CfK- und Alu-Teile. Letztere sind in Moosgummi-Einlagen verstaut und so bestens gegen Verkratzen geschützt. Die GfK-Kabinenhaube ist fertig lackiert, jedoch leider etwas schwer geraten. Ein Outrage-Handtuch, auf dem man das Modell bauen könnte, so dass keine Schrauben wegkullern, eine Rotorblattauflage und ein Satz CfK-Heckrotorblätter komplettieren den Inhalt. Meinem Bausatz lag keine Anleitung bei. Laut Importeur Dino Kühnel gab es da wohl ein Charge, in der sie fehlte – normal findet man sie aber (in englischer Sprache) im Kasten. Ich habe sie mir einfach aus dem Internet auf mein iPad geladen und konnte so bequem blättern und auch in die eigentlich selbsterklärenden Zeichnungen hineinzoomen, wenn nötig.

Paddelkopf

Der Paddelkopf gleicht im Wesentlichen dem des Vorgängers. Er besteht vollständig aus schwarz eloxiertem Aluminium; alle Lagerstellen sind mit Kugellagern ausgestattet. Die Blattlagerwelle hat einen Durchmesser von 8 mm und ist an ihren Enden auf 6 mm abgedreht, um die Drucklager aufzunehmen. Die Mischhebel sitzen direkt an den Blattgriffen und erlauben zusammen mit der konfigurierbaren Paddelansteuerung die Abstimmung auf unterschiedlichste Einsatzbereiche; vom normalen, F3C-mäßigen Kunstflug, bei dem das Modell bolzengerade ohne Aufbäumtendenzen fliegt, bis hin zum »3D-Smacken« mit extremer Wendigkeit wird alles abgedeckt. Ich habe zu Beginn die Einstellung für fortgeschrittene Piloten gewählt, da ich mir von dieser einen guten Kompromiss aus Wendigkeit und Stabiltät erhoffte.

Die 3 mm messende Paddelstange hat eine Länge von 400 mm und nimmt an ihren Enden die gleichen, 19 g schweren Kunststoff-Paddel auf, die mir schon beim Ur-Velocity nicht gefallen haben. Sie sind sehr weich und können sich trotz Verdrehsicherung mittels M3-Madenschraube schnell lockern und drehen. Folgen wir der 10-mm-Rotorwelle weiter nach unten, kommen wir am kugelgelagerten, ebenfalls aus Alu gefrästen Pitchkompensator an. Dessen Zentralstück hat seitliche Führungen, die zusammen mit den Stahlstiften im Rotorkopf die Taumelscheibenmitnahme übernehmen. Leider klemmte diese Einheit bei meinem Modell bei Positiv-Pitch, so dass ich kurzerhand einen der Stifte am Rotorkopf entfernt habe. Nun klemmt nichts mehr, und die theoretische Unwucht ist so nah an der Rotorwelle locker zu verkraften. Die Taumelscheibe besteht auch wieder aus Aluminium und ist, wie der gesamte Rotorkopf, extrem spielfrei und leichtgängig. Die Anlenkung erfolgt im Winkel von 120° über Push-Pull. Die Verdrehsicherung übernimmt die vordere Anlenkung.

Mechanik

Wie inzwischen fast Standard, besteht die Mechanik aus zwei CfK-Seitenteilen, die durch diverse Aluminium-Lagerböcke und Distanzrollen miteinander verbunden werden. Beim Velocity 50N2 haben die Platten eine Stärke von 1,6 mm und einen Abstand von 29 mm zueinander. An den Bereichen, wo die Seitenplatten bei einer harten Landung am meisten zu leiden haben, werden sie durch zusätzliche CfK-Auflagen aufgedoppelt. Die Haubenhalter sitzen sinnvoll auf »Opferplättchen«, die im Fall eines Crashs brechen und natürlich deutlich preiswerter zu haben sind als ein neues Seitenteil.

Die an der Rotorwelle anfallenden Kräfte werden über insgesamt drei Lagerböcke auf die Mechanik übertragen, von denen der untere verschiebbar ist. Mit ihm wird das Axialspiel der Welle eingestellt. Das Hauptzahnrad mit 129 (Modul 0,8) und das des Heckabtriebs mit 90 Zähnen (Modul 1) sind aus einem neuen, laut Hersteller robusteren schwarzen Kunststoff gespritzt und laufen angenehm rund. Das Motorritzel des einstufigen Getriebes hat 15 Zähne, was zu einer Übersetzung von 8,6:1 und einem rechtsdrehenden System führt. Der 12-mm-Freilauf greift auf eine auf die Rotorwelle aufgeschobene und gehärtete Stahlbuchse.

Der Motor, in meinem Fall mein guter alter Yamada YS-56SR, der schon in einigen Modellen zuverlässig seinen Dienst versehen hat, sitzt auf einem einteiligen Alu-Träger. Vor dem Einbau in den Velocity wurden dem Treibling noch neue Lager gegönnt, da die alten nach drei Jahren doch mal langsam »fertig« waren. Der Kühltunnel besteht aus Kunststoff, ist aber mit Alu-Einsätzen versehen, die ihn und auch die Mechanik versteifen. Die groß dimensionierte Kupplung dürfte allen Leistungsattacken auch der neuen 60er Motoren problemlos standhalten. In der Alu-Glocke findet man zwei Sacklöcher für den Einbau der Drehzahlregler-Magnete. Leider passte der Sensor-Befestigungswinkel nicht für den von Futaba, so dass er direkt am Seitenteil verschraubt wurde.

Einen ausführlichen Bericht über weitere technische Merkmale, Montage sowie Flugerfahrungen  lesen Sie in der Ausgabe 07/2012 des ROTOR Magazins.

Fazit
Die wenigen Kleinigkeiten, die am ersten Velocity zu verbessern waren, wurden geändert, so dass das Modell gereift ist. Die Flugeigenschaften des Paddelkopfs sind in einem weiten Bereich veränderbar; bei der Flybarless-Version werden sie ohnehin von der Elektronik bestimmt, so dass sowohl Einsteiger als auch Experten einen robusten Alltagsheli erhalten, der genau wie sein Vorgänger sicher viele Freunde finden wird.

-mf-

Kommentare sind geschlossen.