Revell – da war doch was? Jeder Junge ab Baujahr 1960 hat mindestens ein Flugzeug, ein Schiff oder ein Automobil- oder LKW-Modell der Bausatzfirma zusammengeklebt. Höchste Zeit also für ein Buch über die Bastel-Legende aus Ostwestfalen. »Die Revell-Story«: Der Delius Klasing Verlag bastelt mit diesem Buch wahrscheinlich an einer Legende. Denn der reichhaltig bebilderte Band erzählt die Geschichte der 1956 gegründeten deutschen Revell-Dependance, die heute längst Headquarter des globalen Bausatzriesen ist, aus einer ungewöhnlichen Perspektive. Ulli Taubert, Co-Autor des Buchs, ist der Firma seit fünfzig Jahren verbunden und hat als Chef der Entwicklungsabteilung das Modellportfolio der Ostwestfalen über Jahrzehnte hinweg geprägt, egal ob die Vorbilder der Bausätze zu Lande, zu Wasser oder in der Luft unterwegs waren. Sogar den Weltraum hat Revell erobert und tut es heute noch. Zweiter Autor dieses einmaligen Werkes über den Bausatzriesen aus Bünde ist Andreas A. Berse, Erfinder und seit knapp drei Jahrzehnten Chefredakteur der Fachzeitschrift Modell Fahrzeug. Das Ergebnis der Recherchen und der Zusammenarbeit beider Kenner ist neben einer Chronologie von Revell, die mit vielen Überraschungen und exklusiven Fotos von Bausatzraritäten aufwarten kann, auch die spannende Unternehmensgeschichte eines erfolgreichen Mittelständlers, der zu den »Hidden Champions« in Deutschland zählt. Wer irgendwann einmal ein Bauteil vorsichtig mit dem Bastelmesser und der Pinzette aus dem Gießast gelöst hat, den wird dieses Buch unweigerlich in seinen Bann ziehen.
Dazu gibt es interessante Reportagen, wie Bausätze und Fertigmodelle entwickelt und produziert werden sowie Interviews mit den drei noch lebenden Geschäftsführern von Revell. Und dass im Thema Revell auch jede Menge Musik steckt, beweisen die Beatles mit einem Gastauftritt. Dieses Buch hat in mir Erinnerungen geweckt. Als Schuljunge interessierte mich alles, was da so täglich über meinen Heimatort hinweg flog und durch fuhr. Auf Seite 34 ist der Bausatz von der McDonnell Phantom II in der US-NAVY-Version abgebildet. Das war in den 1960er Jahren einer meiner ersten Bausätze. Später folgten weitere Flugzeuge und Hubschrauber. Das Buch verdient zu Recht seinen Titel. Es ist eine Dokumentation mit zahlreichen Bildern und interessanten Texten vom ersten Bausatz bis heute, die bei den älteren Lesern Erinnerungen wecken und junge zum Bauen anregen. Man kann es auch als Biografie des Unternehmens Revell bezeichnen. Fazit: Das Buch ist sehr interessant für junge und alte Bastler und solche, die es werden wollen. Mich hat es jedenfalls dazu angeregt, wieder mal so einen Bausatz zusammenzubauen. Rezension von Roland Oster Autoren: Ulli Taubert und Andreas A. Berse, Verlag Delius Klasing, ISBN: 978-3-667-11399-3, Einband: gebunden mit Schutzumschlag, 176 Seiten, Format: 22,0 x 24,6 cm, Preis: € 29,90. Erhältlich im Buchhandel oder unter der Hotline (0521) 559 955.