Der fliegende NOTAR
Dass Helikopter auch ohne Heckrotor auskommen, hat sich inzwischen auch bei den Modellbauern herumgesprochen. Neuerdings gibt es einen schicken Bausatz von Björn Jung
Leonardo da Vinci hat bereits um 1490 die ersten Entwürfe für ein Fluggerät mit vertikaler Luftschraube skizziert. Mangels geeigneter Antriebe blieb es zu seinen Lebzeiten bei den theoretischen Grundlagen. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurden dann die ersten manntragenden Hubschrauber entwickelt, zunächst mit zwei gegenläufigen Koaxial-Rotoren. Zwei Rotoren waren notwendig, um das Drehmoment des am Rumpf befestigten Antriebs auszugleichen. Nach den Koax-Rotoren gab es auch diverse Konstruktionen mit zwei gegenläufigen Hauptrotoren. Es sollte bis zum 13. Mai 1940 dauern, bis Igor Sikorsky mit der VS-300 der erste Freiflug mit einem Helikopter gelang, der mit Haupt- und Heckrotor ausgestattet war. Dieses Prinzip hat sich bis heute durchgesetzt, weil Fertigungs- und Wartungskosten weitaus günstiger sind.
Machen wir einen Zeitsprung ins Jahr 1981: Der Flugzeughersteller McDonnell Douglas entwickelte auf Basis der Hughes OH-6 einen Hubschrauber, der ohne Heckrotor auskam, obwohl er nur mit einem Hauptrotor ausgestattet war. Das war die Geburtsstunde des NOTAR-Systems. NOTAR ist eine Abkürzung und steht für »NO TAil Rotor« (auf Deutsch: kein bzw. ohne Heckrotor). Ermöglicht wurde dies durch die Konstruktion einer variablen Steuerdüse am Ende des Heckauslegers. Diese ermöglicht es, durch einen in Intensität und Richtung änderbaren Luftstrom das Drehmoment auszugleichen und außerdem den Helikopter um die Hochachse zu steuern. Der erste serienmäßige NOTAR-Hubschrauber war die MD 520N, basierend auf dem Rumpf der beliebten Hughes 500. Der Erstflug der MD 520N wird mit dem 1. Mai 1990 datiert. »MD« steht für MD Helicopters, eine Tochter von McDonnell Douglas, die im Jahr 1984 Hughes Helicopters übernommen hatte. Seit 1997 gehört MD Helicopters zum Boeing-Konzern, der aktuell auch die Patentrechte für das NOTAR-System hält.
Soviel zur Entwicklungsgeschichte – doch worin liegen nun die Vorteile des NOTAR-Systems? Eine NOTAR-Mechanik hat bauartbedingt in der Regel einen geringeren Wirkungsgrad als ein konventioneller Heckrotor. Dennoch hat er sich für besondere Einsatzzwecke bewährt: Im Bereich der Personenrettung geht von einem Heckrotor immer eine besondere Gefahr aus, die beim NOTAR eliminiert ist. Auch bei manchen industriellen Aufgaben wird die MD 520N gerne …
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