Japanisches Kleinod – Hirobo S.R.B. EC 145

Die Winterzeit ist bei Modellbauern traditionell die Bastelzeit. Ganz Unentwegte treffen sich aber auch gern zum Hallenfliegen in Turn- oder Sporthallen. Genau dafür brauchte ich auch dieses Jahr wieder ein Modell. Diese Mal sollte es etwas besonderes sein, so dass die Suche bereits Mitte des Jahres begann. Nachdem ich mich ausschließlich der Scale-Fliegerei verschrieben habe, musste ich leider feststellen, dass man auf diesem Gebiet nicht so schnell fündig wird. Irgendwie entsprach einfach nichts meinen Erwartungen. Also wurde dieses Thema wieder vor mir hergeschoben, bis, ja, bis Ende Juli das Semiscale-Treffen der IFM in München seine Pforten öffnete (Bericht in ROTOR 10/2012).

Zwischen den vielen Scale-Modellen mit oft mehr als zwei Metern Rotordurchmesser fand sich auch eine kleine EC 145 von Hirobo mit gerade einmal 375 mm Rotorkreis. Das von Herrn Schnitzhofer aus Bad Aussee präsentierte Modell wurde sprichwörtlich umringt von Interessenten. Die Modelle von Hirobo werden in Deutschland von Rüdiger Feil (TMRF), in der Szene auch bekannt als der »Heliguru«, vertrieben. Mit dem Wissen im Kopf, dass Hirobo eine der Edelschmieden für Modellhubschrauber ist, war natürlich auch klar, dass man bei einem Scale-Modell diesem Anspruch gerecht werden würde. Die kleine EC 145, die da in München vor mir stand, sorgte schon auf der Spielwarenmesse in Nürnberg für einige feuchte Augen bei den Besuchern.

Der Lieferumfang der EC 145 umfasst alles zum »Bau« nötige. Ladegerät, Akku und Beleuchtungsset müssen separat geordert werden.

Auf Nachfrage bzw. auch auf der Homepage konnte ich mir alsbald ein weiteres Bild bezüglich der Modelle machen. Ja, Mehrzahl! Insgesamt gibt es sechs Varianten: eine »Securite Civile«, ein Modell der REGA, die militärische Variante »Lakota«, die EC 145 der Polizeiflugstaffel in Hessen sowie eine komplett weiße und eine silberne Version des Rumpfs als Basis für eigene Lackierungen. Zusätzlich kann man noch zwischen den Ausführungen mit Zweiblatt-Paddelkopf oder – absolut vorbildgetreu – mit Vierblatt-Rotorkopf wählen. Preislich lag das von mir favorisierten Modell mit Scale-Kopf allerdings bei gut 1.199 Euro und war damit nicht gerade ein Schnäppchen. Daher wanderte dieser Gedanke erst einmal in die hinterste Ecke. Wie das aber so ist, wenn man(n) etwas will, wurde dann im Oktober doch ein solches Set mit Ladegerät, Akku und optionalem Beleuchtungsset für insgesamt 1.476 Euro geordert.

Äußerlichkeiten und Technik

Der drehzahlgesteuerte Heckrotor ist leider recht groß, dafür funktioniert er perfekt. Form follows function… Gut zu erkennen auch die Antikollisionsleuchte.

Der ausgeklügelte Karton, der etwa drei Tage später bei mir eintraf, beherbergt den komplett aufgebauten und lackierten Rumpf, die Mechanik, Akkus und natürlich einiges an Zubehörteilen. Das Beleuchtungsset vervollständigte das Bestellte. Das Modell ist nach dem vorsichtigen Herauslösen aus der Verpackung schon etwas besonderes. Jede Antenne, Niete oder gar die Beschriftungen sind an ihrem Platz. Noch heute finde ich immer wieder interessante Details, die mir zuvor nicht aufgefallen sind. Möglich wurde dies durch die enge Zusammenarbeit mit Tamiya und Eurocopter (Es handelt sich hier um ein von Eurocopter lizensiertes Produkt). Kein Wunder also, dass man sich vorkommt, als hätte man einen der guten Plastikmodellbausätze vor sich, wie ich sie als kleiner Junge ebenfalls mit Hingabe erstellt habe. Offensichtlich aus Angst, es könnte etwas abbrechen, wurden bewusst einige der Antennen separat beigelegt und müssen noch angebracht werden – o.k., es ist ja schließlich Modellbau. Allen, die gern nachmessen, sei gesagt, dass das Modell im Maßstab 1:27 gehalten ist.

Die Mechanik kommt einbaufertig aus der
Verpackung.

Zu tun bleiben lediglich das Einsetzen der Mechanik, die auf dem S.R.B. Quark SG (Vorstellung in ROTOR 5/2011) basiert und der Einbau des Beleuchtungssets. Gehen wir kurz auf die Mechanik ein: Der Quark SG ist ein Einsteigermodell mit Kollektivpitch. Durch seine um 45° verdrehte Stabilisierungsebene erreicht er dabei nahezu das Flugverhalten eines Koaxhelis. Grund genug für Hirobo, dieses System auch bei der EC zu verwenden. Wie beschrieben, gibt es die Möglichkeit, den Heli mit Zwei- oder Vierblatt-Kopf zu erwerben. Bei meiner Version mit Scale-Rotorkopf ist selbstredend ein Dreiachs-Stabilisierungssystem verbaut. Es wurde so programmiert, dass der für den Heading-Lock-Anteil nötige I-Wert schnell abgebaut wird. Dies hat zur Folge, dass die Taumelscheibe nicht wie bei anderen Systemen in der angesteuerten Position bleibt, sondern relativ schnell wieder in die Neutrallage fährt, was wohl der Physik dieses kleinen Modells geschuldet ist.

Die Mechanik kommt komplett fertig konfektioniert aus der Packung – lediglich das Binden an die eigene Anlage ist noch erforderlich. Es sind Versionen für Jeti Duplex, Futaba FASST, Graupner HoTT und Spektrum verfügbar. Ich habe mich passend zu meiner DX10t (Vorstellung in ROTOR 8/2012) für letztgenannte Version entschieden. Eine solch hochwertige Anlage ist übrigens gar nicht unbedingt erforderlich. Prinzipiell reicht schon eine einfache Vierkanal-Fernsteuerung ohne Mischer vollkommen aus. In diesem Fall werden alle Mischer, Gaskurven und sonstige Einstellungen vorprogrammiert von der Zentraleinheit in der Hirobo-Mechanik übernommen – wie man das gern haben möchte, lässt sich durch drei DIP-Schalter an der Elektronik im Modell wählen.

Einen ausführlichen Bericht über weitere technische Merkmale sowie Flugerfahrungen  lesen Sie in der Ausgabe 12/2012 des ROTOR Magazins.

Fazit

Ein Fazit zu ziehen fällt nicht schwer. Die EC 145 ist ein absoluter Zuschauermagnet und sticht durch ihre Details hervor. Stellt man sie neben das Vorbild, entdeckt man immer wieder Beschriftungen und Deckelchen an gleicher Stelle. Diese Detailtreue macht diesen kleinen Heli zu etwas ganz besonderem. Ein »Was? Die fliegt wirklich?« oder »viel zu schade…« höre ich immer wieder. Das und die Freude, die mir der Heli jedes Mal wieder macht, bestätigt mir, dass die 1.476 Euro gut angelegt sind.

Rüdiger Huth

Kommentare sind geschlossen.