Einfache Bedienung und hervorragende Drehzahlkonstanz zeichnet seit jeher die Regler von Kontronik aus. Die seit längerem auf dem Markt befindlichen JIVE-Regler hatten zusätzlich ein leistungsfähiges BEC an Bord – und das sogar bei den HV-Typen. Mit der Einführung von 14s-Antrieben und den immer lauter werdenden Rufen nach einem BEC für HV-Servos kamen aber auch diese an ihre Grenzen, und es wurde Zeit für etwas Neues. Mit den KOSMIK-Reglern will man nun die Latte ein deutliches Stück höher legen. Die Redaktion hat den KOSMIK 160+ HV in der Praxis erprobt.
Am Anfang der LiPo-Fliegerei wurden Elektro-Helis der 700er Größe (und auch die größeren) noch mit 10s-Akkus befeuert. Die Drehzahlregelung übernahm dabei meist der »gute alte« JAZZ 55-10-32 von Kontronik. Dieser Regler stammte, wie man unschwer an der Namensgebung erkennen kann, noch aus der NiXX-Zeit (10 bis 32 Zellen), konnte aber auch problemlos an LiPos betrieben werden. Als man dann etwas später dazu überging, die Modelle mit 12s-Akkus auszurüsten, reichte der JAZZ natürlich nicht mehr aus. Abhilfe schafften die JIVE-Regler, die zudem auch bei den HV-Typen über ein integriertes BEC verfügten. Eigentlich dachte man spätestens seit dem speziell für uns Helipiloten aufgesetzten HELI JIVE (Vorstellung in ROTOR 2/2012), das Ende der Fahnenstange sei erreicht. Inzwischen gehören aber auch Antriebe mit 14s mehr oder weniger zur Tagesordnung, außerdem möchten viele Piloten HV-Servos einsetzen.
Beiden Anforderungen wurde die Hardware des JIVE allerdings nicht mehr gerecht. Die Entwicklungsabteilung von Kontronik musste also wieder tätig werden. Heraus kam ein vollkommen neuer Regler, der in vielen Bereichen seinesgleichen sucht. Ein erstes Vorserien-Exemplar zeigte man bereits auf der Nürnberger Messe 2011. Am gleichen Ort, aber ein Jahr später lagen dann die Serien-Regler in der Vitrine des Messestands und auf der ROTOR live wurden sie erstmals im Flug präsentiert. Die Feature-Liste der auf den Namen »KOSMIK« getauften Geräte umfasst neben denen der bekannten Regler einige Neuerungen, die ich Ihnen im Folgenden näherbringen möchte.
Äußerlichkeiten
Fangen wir mal bei dem an, was man vom KOSMIK als erstes wahrnimmt. Im Gegensatz zu den gängigen Reglern ist sein Gehäuse mit 90 x 54 x 29 mm geradezu riesig. Es ist dreiteilig aufgebaut. Bodenplatte und Deckel bestehen aus rot eloxierten Alu-Frästeilen, das Mittelteil ist aus Kunststoff gefertigt. Zusammengehalten werden sie durch vier durchgehende Schrauben. Im Gegensatz zum JIVE mit seinem vergossenen Gehäuse sollte der KOSMIK also auch zur Reparatur zerlegt werden können. Die Bodenplatte verfügt über vier Befestigungspunkte, an denen der Regler mit eingesetzten Gummitüllen am Einsatzort verschraubt werden kann.
Im Mittelteil finden sich die auf die vier Seiten verteilten Anschlüsse für den Empfänger, das obligatorische zweite BEC-Kabel, drei zusätzliche Sensoren und ein USB-Kabel, ein Kartenleser für eine Micro-SD-Karte, zwei LEDs sowie ein Taster zur Programmierung. Außerdem sind hier die Durchbrüche für die massiven 5-mm-Schraub-Terminals für Motor und Stromversorgung eingebracht. Diese sind, wie man unschwer erkennt, mit dem Deckel des Reglers verschraubt. Laut Anleitung sind auch dei FETs wärmeleitend mit dem Deckel verbunden, so dass hier bei Bedarf ein zusätzlicher Kühlkörper angebracht werden könnte.
Insgesamt erweckt das Design den Eindruck der Unzerstörbarkeit. Natürlich schlägt sich die robuste Bauweise auch aufs Gewicht. Inklusive der mit Schraubösen vorkonfektionierten Kabel für die Stromversorgung bzw. Motor, der beiden Empfänger-Anschlusskabel mit Ringkernen und eingeschobener SD-Karte (eine 2 GB fassende Karte liegt nebst Adapter bei) bringt das Schmuckstück 286 g auf die Waage. Damit ist er knapp 110 g schwerer als mein HELI JIVE mit Kühlkörper. Allerdings sind die Kabel dabei so lang, dass man sie getrost kürzen und damit locker nochmal ein paar Gramm sparen kann. Da der KOSMIK aber ohnehin nur in Modellen der 700er Klasse und größer eingesetzt werden dürfte, spielt das ohnehin keine große Rolle.
Als echten Kritikpunkt sehe ich allerdings die Anordnung von SD-Karten-Slot, Taster, LEDs und vor allem den Buchsen für die Empfänger-Anschlusskabel. Diese sind nämlich jeweils seitlich angebracht. In einem Auto, Boot oder Flächenmodell wird man damit eher weniger Probleme haben. In einem Heli jedoch, wo der Regler oft auf einer Platte zwischen den Seitenteilen liegt, erschwert das den Einbau unter Umständen schon sehr. Ich habe bei meinem TDR etwas improvisiert, und den KOSMIK schräg stehend vor dem Motor montiert. Dazu wurde eine Querstrebe des Helis mit zum Reglergehäuse passenden Gewinden versehen. Oben liegt er auf einem mit den Motorträgerschrauben befestigten Alubügel auf. Diese optisch nicht ganz so schicke Befestigung hat sich inzwischen bei vielen Flügen bestens bewährt. Irgendwann wird das Ganze aber noch hübsch gemacht…
Innere Werte
Wer jetzt denkt, ich hätte mich getraut, den fast 600 Euro teuren Regler zu öffnen, den muss ich leider enttäuschen. Es gibt einfach Sachen, von denen sollte man als Amateur (und als solcher bezeichne ich mich in diesem Fall) einfach die Finger lassen. Dennoch wollen Sie ja wissen, was denn den KOSMIK so besonders macht. Fangen wir mal mit dem Prozessor an, der laut Aussage von Kontronik um ein Vielfaches schneller ist als der des JIVE. Außerdem wurde auch der Arbeitsspeicher deutlich aufgestockt. Mit diesen Resourcen im Rücken konnten die Programmierer ihrer Kreativität nahezu freien Lauf lassen. Beispielsweise konnte durch die höhere Geschwindigkeit der Signalverarbeitung ein Softanlauf geschaffen werden, wie ich ihn vorher noch nicht erlebt habe. Dazu aber später mehr.
Das BEC des KOSMIK beherrscht Spannungen von 5 bis 8 V und lässt sich damit perfekt auf die eingesetzten RC-Komponenten einstellen. Die Voreinstellung, die auch bei jeder Neuprogrammierung des Reglers wieder aufgerufen wird, beträgt 5,6 V. Ein versehentliches »Grillen« der RC-Anlage ist also annähernd unmöglich.
Einen ausführlichen Bericht über weitere technische Merkmale, Datenlogging sowie Programmierung lesen Sie in der Ausgabe 11/2012 des ROTOR Magazins.
Fazit
Braucht man den KOSMIK? Wenn es auf das Geld nicht ankommt, kann ich diese Frage nur mit einem klaren »Ja« beantworten. Die Verarbeitung ist top, die Optik ist hochwertig und die integrierten Features sind sinnvoll. Dazu kommen die beste Drehzahlregelung, die mir bisher untergekommen ist, und ein genialer Sanftanlauf. Setzt man in seinem Modell auf HV-Komponenten, relativiert sich zudem der Preis im Vergleich mit dem HELI JIVE wieder. Zu dessen Preis von 480 Euro kämen dann nochmal etwa 40 bis 50 Euro für ein externes BEC. Da fällt der Aufpreis für den knapp 600 Euro teuren KOSMIK kaum noch ins Gewicht.
-mf-