Nach dem in ROTOR 4/2011 vorgestellten Handsender XG7, der hard- und softwareseitig noch an ältere JR-Fernsteuerungen angelehnt war, kam im Sommer 2011 die in Nürnberg vorgestellte und vollkommen neu entwickelte XG8 auf den Markt. Die Redaktion hat den Sender seit einiger Zeit im Einsatz und berichtet.
Auf der Nürnberger Spielwarenmesse 2011 konnte man am Stand von JR bzw. AKmod eine ganze Reihe neuer Fernsteuerungen entdecken. Die darunter sicher interessanteste war für mich und viele andere Besucher der Prototyp des Achtkanal-Handsenders XG8. Neben dem im neuen JR-Design gehaltenen Gehäuse machte auch die darin verbaute Technik neugierig. So teilte mir JR-Importeur Andreas Kessler beispielsweise mit, dass die Software nun erstmals auch in deutscher Sprache erhältlich sein würde, was bislang nur den im Auftrag des früheren deutschen Distributors Graupner hergestellten Versionen vorbehalten war. Zudem sollte die Firmware updatebar sein, was für ein zukunftssicheres Konzept spricht. Da auch die Haptik der XG8 mir als Handsender-Piloten gefiel, kam es, wie es kommen musste, und die XG8 wurde bestellt.
Lieferumfang
Die XG8 wird zusammen mit einem bereits eingebauten zweizelligen (Nominalspannung 6,4 V) LiFe-Senderakku mit einer Kapazität von 1.400 mAh geliefert. Daneben liegen der Achtkanal-Telemetrie-Empfänger RG831B mit Satellit, ein Steckernetzteil (nein, kein Ladegerät – die Ladeelektronik befindet sich im Sender), ein Satz Aufkleber zur Beschriftung der Schalter, ein Inbusschlüssel für die Einstellung der Steuerknüppellänge und eine Feder zur Umrüstung der ab Werk mit Bremse ausgerüsteten Pitchfunktion auf Raste. Eine deutschsprachige Anleitung komplettiert das Bild.
Hardware
Die XG8 ist ein Achtkanal-Handsender mit dem JR-eigenen 2,4-GHz-Übertragungssystem DMSS, das von Haus aus mit Telemetrie-Funktionalität ausgerüstet ist. Das Gehäuse der nur 766 Gramm (zum Vergleich: die XG7 wiegt mit 860 g stattliche 90 g mehr) schweren Fernsteuerung besteht aus schwarzem Kunststoff. Die Front ist im Bereich der Knüppelaggregate und der Schalter anthrazitfarben (bzw. in einer weiteren Version silberfarben) abgesetzt. Das ergibt einerseits eine hochwertige Optik, andererseits sieht man auf der glänzenden Beschichtung jeden Fingerabdruck, was gerade beim Betrieb eines Verbrenner-Helis schnell auffällt. Die butterweich laufenden und in Federhärte und Länge einstellbaren Knüppelaggregate sind leicht nach außen geneigt, was den optimalen Winkel der Hand zu den Steuerknüppeln ergibt. Im Gegensatz zu früheren JR-Sendern kann die XG8 übrigens ab Werk alle gängigen Stickmodes inklusive der Variante mit Minimum-Pitch vorn. Dazu muss lediglich die Neutralisierungsfeder der Pitch-Funktion umgebaut und die entsprechende Einstellung in der Software getätigt werden. Die elektronischen Trimmungen der Hauptfunktionen sind griffgünstig angebracht, so dass man auch als »Daumenflieger« nur kurz den Steuerknüppel loslassen muss.
Zwei weitere Taster oben in der Mitte des Senders können zur Trimmung von Schwebe-Pitch und -Gas verwendet werden (möchte man dies nicht nutzen, sollte man einfach die zugehörige Trimmer-Empfindlichkeit auf 0 stellen). An der Vorderseite des Gehäuses findet man insgesamt acht Schalter. Sechs davon haben drei Schaltpunkte, der ganz vorn links ist als Zwei-Stufen-Exemplar, der ganz vorn rechts als Taster (sinnvollerweise für Lehrer-Schüler-Betrieb) ausgelegt. An den Seiten der XG8 befindet sich je ein Drehgeber, der mit verschiedenen Funktionen (z. B. Maximum-Pitch) belegt werden kann. Etwas verwirrend sind in diesem Zusammenhang die beiliegenden Aufkleber zur Beschriftung der Schalter und Geber, die je nach Modelltyp eine unterschiedliche Benennung der Schalter vorgeben, die dann auch bei der Auswahl der Schalter, die größtenteils frei zugeordnet werden können (endlich!), in den Menüs wieder genutzt werden. Fliegt man nur Helis, kann man damit leben, wenngleich es doch etwas unlogisch anmutet. Nutzt man parallel mehrere Modelltypen, was ja durchaus üblich ist, wird man durch diese Systematik schlicht in den Wahnsinn getrieben. Bei einem so flexiblen Sender wäre hier eine modelltyp-übergreifende Nummerierung der Schalter und Geber weitaus sinnvoller.
Für die Kommunikation mit dem Anwender verfügt der Sender über ein 64 x 32 mm großes, hintergrundbeleuchtetes und sehr gut ablesbares Display. Die Dauer der Beleuchtung sowie der Kontrast sind einstellbar. Die Eingaben erfolgen über vier Tasten auf der linken und eine Drehwalze mit Taster auf der rechten Seite der Anzeige. Auf der Rückseite der XG8 findet man dann das Akkufach, in dem sich ab Werk ein zweizelliger LiFe-Akku mit einer Kapazität von 1.400 mAh tummelt. Außerdem ist dort der Einschub für eine SD-Karte versteckt, mit der sich die internen 30 Modellspeicher quasi unendlich aufstocken lassen. Alternativ lassen sich so natürlich auch Sicherheitskopien bestehender Modelldaten anlegen oder Daten auf eine andere XG8 kopieren. Die Karte dient zudem dem Software-Update, das bequem vom Benutzer durchführbar ist. Außerdem auf der Rückseite angebracht ist die 3,5-mm-Klinkenbuchse des Lehrer-Schüler-Systems.
Etwas ungewöhnlich erscheint die Form des hinteren Gehäuseteils, das übrigens mit acht Schrauben am Vorderteil des Senders befestigt ist und sich, da nicht mit diesem verkabelt, komplett davon trennen lässt, was gerade beim Umbau der Knüppel-Aggregate ein unschätzbarer Vorteil ist. Wer kennt nicht das Problem mit der »Nabelschnur« zwischen den beiden Gehäuseteilen beim Einstellen der Knüppelhärte? Doch zurück zur Formgebung. An den Seiten ist das Gehäuse stark nach hinten ausgeformt, was zwei recht eckig und unförmig anmutende und hohe Griffe ergibt. Diese liegen aber extrem gut in der Hand und ermöglichen das problemlose Halten des Senders mit nur einer Hand, was gerade beim Heraustragen eines Verbrenner-Helis mit laufendem Motor angenehm wahrgenommen wird, da man bequem mit einer Hand den Motor »bei Laune« und in der anderen das Modell halten kann.
-mf-
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Einen ausführlichen Bericht über die Software, Programmierbeispiele sowie Praxiserfahrungen lesen Sie in der Ausgabe 10/2011 des ROTOR Magazins.
Fazit
Die XG8 überzeugt von Anfang an durch einen hohen Reifegrad. Die Ergonomie der Bedienelemente überzeugt, die Verarbeitung ist sehr gut und der Funktionsumfang der Software sollte auch anspruchsvolle Piloten zufriedenstellen. Die gebotene Flexibilität erlaubt zudem nun endlich auch bei JR die Anpassung an bisherige Gewohnheiten. Die wenigen angesprochenen Ungereimtheiten in der Programmierung sind offenbar noch Relikte der früheren Bedienphilosophie und werden sicher über kurz oder lang beseitigt werden. Das eingesetzte Übertragungssystem DMSS hat inzwischen seine Feuertaufe bei unzähligen Piloten auf der ganzen Welt bestanden und ist durch seine Telemetrie-Funktionalität zukunftssicher.