Innovation mit Tücken von Fernsteueranlagen

Als Weltmeister F3N und Gewinner der Rotor Asia Masters war Kenny Ko der erfolgreichste Wettbewerbspilot des Jahres 2023. Als bekannt wurde, dass Kenny einen modifizierten Mikado-Sender im Einsatz hatte, löste dies einen gewaltigen Hype in den sozialen Netzwerken aus. Das blieb nicht ohne Folgen – unser Autor Ernie Dembowsky hat hier einmal genauer hingeschaut.

Kritische Anmerkungen zum Tuning von Fernsteueranlagen

Innovation ist einer der wichtigsten Motoren unserer Wirtschaft. Sie sorgt in Industrie und Handel für stetes Wachstum. Und durch Innovationen bleibt unser Hobby abwechslungsreich und spannend. Letztlich wurde der Modellsport als solcher durch eine Reihe maßgeblicher Erfindungen erst möglich. Inzwischen ist der erreichte technologische Standard so hoch, dass wir in nächster Zeit nicht unbedingt revolutionäre Änderungen erwarten. Aber wir freuen uns auch über kleine evolutionäre Schritte, die den Modellflug sicherer und attraktiver machen können. Konzepte wie »Ready-to-fly« und GPS-gestützte Stabilisierungssysteme haben auch denjenigen den Zugang zum Modellflug ermöglicht, denen die Einstiegshürden zuvor unüberwindbar schienen. 

Sowohl Einsteiger als auch fortgeschrittene Piloten orientieren sich gerne an den erfolgreichen und bekannten Protagonisten der Szene. Sie verwenden das neueste und oftmals auch das teuerste Equipment, um damit auf Flugtagen und Wettbewerben zu brillieren. Viele von ihnen werden als sogenannte Team-Piloten von den Markenherstellern unterstützt. Eine klassische Win-win-Situation: Der Team-Pilot kommt günstig an seine Ausrüstung, Hersteller und Händler profitieren von steigenden Umsätzen.

Dieser Effekt war auch Ende letzten Jahres zu beobachten. Kenny Ko hat im letzten Jahr einige der wichtigsten Heli-Wettbewerbe im 3D-Bereich souverän gewonnen. Sein Heli zu der Zeit war ein Specter V2, sein Sender ein Mikado VBar Control EVO. Diesen hatte er allerdings zuvor modifiziert, indem er die werkseitig eingebauten Steuerknüppelaggregate (englisch: »Gimbals«) durch die speziell für den Einbau in Mikado-Sender adaptierten Gimbals vom Typ AG01-V ersetzte. Bei den AG01 handelt es sich um hochwertige Aggregate, die bereits serienmäßig in Sendern anderer Hersteller eingesetzt werden. Sie sind aus Aluminium gefertigt. Kontaktlose Hall-Sensoren und vierfach-Kugellager sorgen (gemäß Herstellerangaben) für eine exakte Zentrierung, ein unvergleichliches Knüppelgefühl sowie eine seidenweiche und präzise Steuerung. Außerdem sehen sie edel aus.

RESONANZ DER HELI-COMMUNITY

Nachdem bekannt wurde, dass Kenny Ko seine Wettbewerbe mit dem Einsatz der AG01-V-Gimbals gewonnen hatte und diese zudem bei Radiomaster für den günstigen Preis von etwa 150 Euro zu erwerben waren, ging diese Nachricht viral. In Facebook und einschlägigen Heli-Forum schien es unter den Besitzern der Mikado-Sender hauptsächlich zwei Gruppen zu geben: diejenigen, die die Umrüstung bereits vollzogen hatten, und solche, die sie zeitnah ausführen wollten. Es gab wohl auch vereinzelte Stimmen, die von einem Umbau abrieten. Aber der »Lockruf der Innovation« übte eine starke Anziehung aus, zusätzlich befeuert von YouTube-Videos, die den Umbau detailreich erklären.

Die ersten Erfahrungsberichte waren durchaus positiv, wenn auch nicht immer überschwänglich. Gelobt wurden das präzisere Steuergefühl, die hohe Verarbeitungsqualität und die optische Aufwertung des Senders. Einige haben denn auch ihren Zweit- und Drittsender auf die neuen Gimbals umgerüstet. Manche Piloten waren der Meinung, besonders schwierige Flugfiguren besser aussteuern zu können. Es haben aber auch einige zugegeben, dass das Sender-Tuning sie nicht unbedingt zu besseren Piloten gemacht hat.

Erheblich gedämpft wurde die anfängliche Euphorie dadurch, dass Anfang 2024 zunehmend von Fehlermeldungen berichtet wurde. Auf den Displays der VBar-Sender erschien vereinzelt der folgende Text: »Fehler! Beim Selbsttest wurde ein fehlerhaftes Knüppelsignal erkannt. Ein fehlerfreier und sicherer Betrieb der Fernsteuerung ist nicht länger möglich. Bitte nehmen Sie mit dem Service von Mikado Kontakt auf.« Dies rief auch die Verantwortlichen für die Organisation der ROTOR live auf den Plan. Was wären mögliche Konsequenzen, wenn auf dem Messegelände ein Schaden durch einen Modellabsturz durch einen Piloten mit einem modifizierten Mikado-Sender verursacht würde?

Um zumindest dieses Sicherheitsrisiko zu vermeiden, wurde für die Teilnehmer an der ROTOR live der Einsatz aller mit AG01-V-Gimbals ausgestatteten Sender untersagt. Der Unmut unter den Piloten hielt sich in Grenzen, da ja gerade beim VStabi-Konzept der Wechsel von VBar-Control-Sendern ohne großen (Programmier-)Aufwand möglich ist.

WAS SAGEN HERSTELLER UND VERBÄNDE? 

Spätestens seit der ROTOR live hat sich der Wind gedreht. Es gab immer mehr Berichte über auftretende Fehlermeldungen. Einige Anwender haben daraufhin ihre Sender wieder auf die werkseitig verbauten Gimbals zurückgebaut. Andere haben wohl Wege gefunden, die Fehlermeldung zu »überlisten« und den Sender weiterhin mit den AG01-V zu betreiben. Wieder andere hatten bis heute weder Fehlermeldungen noch Probleme beim Einsatz der Radiomaster-Gimbals. Es gab einzelne …

⇢ Den vollständigen Bericht und das Interview mit Ralf Buxnowitz, lesen Sie in Ausgabe 9/2024. Ausgabe bestellen.

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