Ist die Fly Wing FW450L V3 eine Wundertüte?

Fliegen lernen ohne Crash und teure Ersatzteile? Seit der Entwicklung des Modellhubschraubers treibt diese Frage Entwickler und Piloten um. Ein großer Schritt in diese Richtung ist die Adaption von Drohnen-Features auf die Flybarless-Systeme der RC-Helis, um das Fliegenlernen deutlich zu vereinfachen. Eines der Modelle, das speziell mit diesen Funktionen ausgestattet wurde, ist der FW450L V3 von Fly Wing. Ernie Dembowsky hat das Modell getestet und die einzelnen Funktionen genauer unter die Lupe genommen.

Machen wir uns nichts vor – die meisten RC-Helikopter werden heute im asiatischen Raum produziert. Steigender Kostendruck und sinkende Absatzzahlen machen es fast unmöglich, mit in Europa gefertigten Modellen heutzutage noch Geld zu verdienen. Immerhin haben die meisten bekannten Hersteller ein gut ausgebautes Vertriebsnetz, sodass man für einen großen Teil der Produkte in Deutschland Händler findet, die neben kompetenter Beratung auch im Garantiefall weiterhelfen.

Ende letzten Jahres wurde ich auf den Fly Wing FW450L V3 aufmerksam. Auf der Suche nach einem Händler zeigte mir Google fast ausschließlich Angebote der bekannten großen chinesischen Einkaufsportale. Auf den zweiten Blick entdeckte ich, dass man diesen Heli auch direkt beim Hersteller (flywing.com) kaufen kann. Da ich das Modell unbedingt mal testen wollte, habe ich schließlich Anfang Januar eine Bestellung ausgelöst. Die Lieferung erfolgte neun Tage später durch UPS, wobei ich Zollgebühren in Höhe von 31,40 Euro entrichten musste.

Unboxing: das wurde geliefert

Der Heli hat seine lange Reise aus China unbeschadet überstanden. Geschützt von einem stabilen Karton, stecken Heli und Zubehör zusätzlich in einem schicken Schaumstoffkoffer. Außer dem Hubschrauber finde ich darin noch einen Sender, drei LiPo-Akkus (4s / 5.000 mAh), ein Ladegerät, ein USB-Kabel, einen Programmierstecker und eine ausführliche Bedienungsanleitung in englischer Sprache. Sogar an einen Rotorblatthalter (zur Transportsicherung bei montierten Rotorblättern) wurde gedacht. Als Zugabe finde ich noch ein kleines Multitool mit gängigen Stiftschlüsseln, um die Rotorblätter zu montieren und gegebenenfalls kleinere Montagearbeiten am Modell durchzuführen.

Ein Wort zum Ladegerät: zunächst einmal fällt auf, dass das Anschlusskabel mit einem Netzstecker nach US-Norm ausgestattet ist. Ein Adapter für bei uns gebräuchliche Steckdosen wird leider nicht mitgeliefert. Das Kabel von meinem Rasierapparat passt aber zufällig auch, sodass ich den Lader in Betrieb nehmen kann. Schick ist, dass bei angeschlossenem Akku auf einem kleinen Display der Ladezustand in Prozent angezeigt wird. Weniger erfreulich ist hingegen, dass ein LiPo ausschließlich über den Balancer-Anschluss geladen werden kann. Das funktioniert zwar, aber bei einem geschätzten Ladestrom von etwa 600 mA muss man getrost sechs bis sieben Stunden für eine komplette Ladung einplanen.

Nun gut, ich verfüge ja bereits über leistungsfähige Ladegeräte in meiner Werkstatt, um die Akkus mit angemessenen 5 Ampere zu laden. Der von Fly Wing gelieferte Lader wird wohl eher nicht mehr zum Einsatz kommen.

Der Zusammenbau des Helis hat ungefähr zwei Minuten gedauert: Heckrohr einstecken und arretieren, Rotorblätter montieren, geladenen Akku von vorne in den Batterieschacht schieben, fertig – mehr »Ready-to-fly« geht nicht. Anmerken möchte ich noch, dass zumindest für die mitgelieferten LiPos der Batterieschacht etwas breiter sein dürfte; es macht doch etwas Mühe ihn mitsamt dem Klettband zwischen den Seitenteilen einzuführen. Außerdem könnte die Akkuschiene etwas länger sein. Und es wäre schön, wenn man anstatt nur einer Akkuschiene gleich eine für jeden der drei Akkus beigelegt hätte – das spart viel Zeit beim Akkuwechsel. Ich habe mir aber inzwischen weitere Schienen besorgt.

Ein Blick auf die Technik

Wie andere Modelle in dieser Größenordnung verfügt der FW450L über zwei bürstenlose Motoren. Der eine treibt über ein großes Zahnrad direkt den Hauptrotor an, der andere ist für den Heckrotor zuständig. Die Taumelscheibe wird über drei Micro-Servos gesteuert. Sämtliche Kugelkopfverbindungen zwischen Servos, Taumelscheibe und Rotorkopf wurden mit stabilen Kunststoffstangen realisiert, die in der Länge nicht verstellbar sind. Dadurch, dass die Maße fix vorgegeben sind, entfallen auch jegliche Einstellarbeiten am Hauptrotor.

Noch einfacher ist der Heckrotor gestaltet. Hier wird ein Propeller eingesetzt, dessen Anstellwinkel nicht veränderbar ist. Die Wirkung des Heckrotors wird demnach lediglich durch variable Drehzahlen gesteuert. Als Chassis dienen zwei stabile Karbonseitenteile, unter die ein federndes Landegestell aus Nylon montiert ist. 

Die Steuerelektronik besteht im Wesentlichen aus vier Elementen:
• Empfänger vom Typ FS-IA6B mit sechs Kanälen
• ESC vom Typ Fly Wing FWESC, V4 pro (60 Ampere maximal)
• FBL-Modul Fly Wing H1 Lite 
• GPS-Sensor Fly Wing M10-GPS

Das H1-Modul ist das Herzstück der Elektronik und maßgeblich für die Eigenschaften, die den FW450L besonders machen. Es ist mit dem Empfänger über i-Bus verbunden. An den Ausgängen des H1 hängen die Taumelscheibenservos, der Heckrotor sowie das ESC für Antrieb und Heckrotor des Helis. Außerdem ist es über ein 5-poliges Kabel mit dem GPS-Sensor verbunden.

Mechanik und Elektronik werden von einem stabilen Kunststoffrumpf umgeben und sind somit relativ gut geschützt. Der GPS-Sensor ist übrigens im Inneren des Rumpfes angeschraubt und somit von außen nicht sichtbar. Die »Nase« des Rumpfs lässt sich praktischerweise aufklappen. Dahinter verbirgt sich ein Schacht für die Aufnahme des LiPo-Akkus. Der Akku wird mit …

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